Was Der Tod Der Sim-karte Für Handynutzer Bedeutet

Noch in diesem Jahr wird die SIM-Karte durch die e-SIM ersetzt. Die ist fest im Gerät verbaut. Doch nicht jeder freut sich: Die Netzbetreiber haben Angst, den Kontakt zum Kunden zu verlieren.
Schon bald soll die SIM-Karte aus Plastik abgeschafft und durch die e-SIM ersetzt werden. Damit steht die Mobilfunkwelt möglicherweise vor einer Machtverschiebung. Für Nutzer ist das nicht nur gut.
Wer sich ein neues Handy oder Tablet kauft, muss bis heute etwas erledigen, für das sich Mobilfunkanbieter im Verborgenen schon länger schämen: Aus einer Plastikkarte im Kreditkartenformat einen kleinen Chip herausbrechen, eine Büroklammer auseinanderbiegen und mit dem Draht im neuen Gerät herumstochern, damit sich dort eine Plastik- oder Metallschiene löst. Dort wird der Chip eingesetzt und die Schiene dann ins Gerät zurückgedrückt
Nicht immer aber hat der Chip sofort die richtige Größe, es gibt neben normalen SIM-Karten inzwischen auch Micro-SIM und Nano-SIM. Manchmal muss eine Schere oder Nagelfeile bemüht werden, um den Chip auf die richtige Größe zu bringen. Im Internet gibt es auch Ausstanzer in der Form eines Tackers zu kaufen.
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Quelle: Die Welt
Doch es besteht Hoffnung: „Das alles ist bald Vergangenheit“, sagt Christian von Reventlow, Innovationschef der Telekom. Die Mobilfunkindustrie steht kurz vor der Ablösung der Mobilfunkkarte. Nach mehr als 25 Jahren soll sie ersetzt werden durch die e-SIM. Die etwas kryptische Bezeichnung steht für „embedded SIM“ und ist eine fest verbaute Handykarte, die je nach Wunsch des Nutzers mit dem entsprechenden Mobilfunkvertrag bespielt werden kann.
Apple weckt die Branche auf
Was zunächst nur wie eine kleine technische Änderung aussieht, könnte zu einer gehörigen Machtverschiebung in der Mobilfunkwelt führen, gegen die sich die Netzbetreiber wie Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica lange Zeit gewehrt haben. Sie fürchteten, mit der SIM-Karte auch die Beziehung zum Kunden zu verlieren.
Im Jahr 2014 hatte Apple sie bereits nachhaltig verschreckt. Der iPhone-Konzern überraschte die Branche mit einer eigenen SIM-Karte, die in den USA zusammen mit den neuen iPad-Modellen verkauft wurde. Für die Mobilfunker ein harter Weckruf. Denn wer sich ein iPad mit Apple-SIM zulegte, wählte über eine Software den entsprechenden Anbieter aus und zahlte über seinen iTunes-Account. Apple kaufte die entsprechenden Mobilfunkkapazitäten bei den Netzbetreibern ein.
Man Wird Sich DarÜber VerstÄndigen MÜssen, Wer Die Hoheit Über Die KÜnftige E-sim Hat: Der GerÄtehersteller, Der Netzbetreiber Oder Ein Anderer Anbieter
THORSTEN DIRKS,Deutschlandchef von Telefónica
Für diese kam das dem Verlust ihrer Kundenbeziehung gleich und zugleich einer weiteren Möglichkeit, ihre Nutzer zu noch lukrativeren Kunden zu machen, indem sie ihnen weitere Angebote verkauften. Nicht zuletzt deswegen beteiligten sich auch nur wenige Mobilfunker in den USA und Großbritannien daran.
Eigentlich hätten Apples Pläne die Betreiber nicht überraschen sollen. Schon 2010 wurde bekannt, dass der Konzern solche Pläne hegt. Damals veröffentlichte das US-Patentamt einen entsprechenden Antrag des iPhone-Herstellers. Die 2014 eingeführte Apple-SIM hat zwar noch die Form einer normalen SIM-Karte, verhält sich aber bereits ähnlich wie eine e-SIM.
Doch nicht alle Mobilfunker, die die Apple-SIM unterstützen, spielen nach den Regeln des Konzerns. Wer sich in den USA beispielsweise einmal für das Angebot von AT&T entschieden hat, kann die Karte nicht mehr mit einem anderen Anbieter nutzen.
Einheitlicher Standard geplant
Den Takt hat Apple aber dennoch vorgegeben. Der GSMA-Industrieverband, der weltweit alle Mobilfunknetzbetreiber vertritt, verhandelte mit dem US-Konzern und dem südkoreanischen Rivalen Samsung über die e-SIM und steht Berichten zufolge bereits vor der endgültigen Festlegung eines Standards. Es gehe nur noch um wenige Details, heißt es aus GSMA-Kreisen.
Damit am Ende nicht die Gerätehersteller das Sagen haben, treten die Netzbetreiber jetzt die Flucht nach vorne an. „Man wird sich darüber verständigen müssen, wer die Hoheit über die künftige e-SIM hat: der Gerätehersteller, der Netzbetreiber oder ein anderer Anbieter“, sagte Thorsten Dirks, Deutschlandchef von Telefónica, der „Welt“. „Nach unserer Definition ist es der Netzbetreiber.“
Wearables sind das Trendthema
Sechs Tage lang werden in Berlin Neuheiten bei Unterhaltungselektronik, Hausgeräten sowie Smartphones und den sogenannten Wearables präsentiert. In Ihnen sieht auch gfu-Sprecher Roland Stehle noch viel Potenzial.
Tatsächlich müssen sich alle Beteiligten sputen, denn nicht nur Apple ist vorangeprescht. Auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) präsentierte Samsung im vergangenen Jahr die Smartwatch Gear S2, die jedoch vorerst nicht in Deutschland auf den Markt kommen soll, „weil die Netzbetreiber den e-SIM-Standard noch nicht unterstützen“. In jedem Fall dürften andere Hersteller schnell folgen, wenn die Marktführer Samsung und Apple erst einmal vorgelegt haben.
„Wir sind überzeugt, dass der neue e-SIM-Standard ab 2016 in den Markt kommt und sich dann ab 2017 richtig durchsetzt“ heißt es bei der Telekom. „Die ersten Lösungen werden wohl mit Tablets angeboten, aber auch Wearables stehen in den Startlöchern“, schreibt der Konzern im hauseigenen Blog unter dem Titel „Die Zukunft spricht e-SIM.“
Immer mehr Geräte werden vernetzt
Tatsächlich werden viele Geschäftsmodelle im Internet der Dinge ohne eine e-SIM gar nicht möglich sein, weil sich bisherige Chipkarten beispielsweise in vernetzte Kleidung kaum noch einbauen lassen. Die Verwendung einer separaten Plastik-SIM-Karte ist in einer Welt, in der künftig mehrere Milliarden Geräte miteinander verbunden sind, nicht mehr praktikabel.
Wenn die Haut zum Touchscreen wird
Das französische Startup Cicret hat ein Armband entworfen, das die Haut zum Touchscreen werden lässt. Damit steuert man dann Geräte. Wie das funktioniert. Niemand will eine Handykarte in einen Kühlschrank stecken – oder sie mit einer Büroklammer wieder entfernen. Die Telekom geht davon aus, dass jeder Nutzer schon in fünf Jahren bis zu zehn vernetzte Geräte besitzen wird.
Was die e-SIM am Ende für die Nutzer bringt, ist dagegen noch nicht klar. Offen ist beispielsweise noch, wie die Buchung des Tarifs ablaufen wird. Die Netzbetreiber spielen hier unterschiedliche Szenarien durch, darunter auch die Tarifauswahl über einen QR-Code, auf den der Nutzer seine Smartphone-Kamera richten muss.
Gnadenfrist für die Plastikkarte
Wettbewerbsbehörden und Verbraucherschützer werden ein Auge auf das neue System werfen, denn nach wie vor sind noch viele Fragen offen: Wer entscheidet, welche Angebote dem Nutzer präsentiert werden? Kommen kleine Anbieter mit auf das System? Wer wird zuerst angezeigt, wer zuletzt?
Was geschieht, wenn jemand einen Zwei-Jahres-Vertrag bei seinem Mobilfunker abschließt und vor Vertragsende wechseln will? Und ist es möglich, bei einer Reise ins Ausland zwischenzeitlich andere Anbieter auf die e-SIM zu buchen? Ob der Verbraucher am Ende wirklich davon profitiert, hängt von diesen Detailfragen ab.
Gut möglich auch, dass die ersten e-SIM-Geräte auf eine Hybrid-Lösung setzen. Sie hätten dann eine fest verbaute e-SIM, zugleich aber noch einen Einschub. Das wäre dann eine allerletzte Gnadenfrist für die Plastikkarte.

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